Verlegung von Stolpersteinen

Gedenksteine erinnern an jüdische Familie Samson

An der Merschstraße in Herbern in Herbern.
An der Merschstraße in Herbern in Herbern.

HERBERN – Vier Stolpersteine, eingelassen in den Bürgersteig an der Bernhardstraße (Höhe Querungshilfe), erinnern seit Montagvormittag an das Schicksal von Ernst Samson, seiner Ehefrau Emma, geborene Meyer, sowie ihrer Töchter Margret und Gerda.

Hier, an der Ecke Merschstraße/Bernhardstraße, hatten das Haus und die Betriebsräume des Landmaschinenhandels des Herberner Kaufmanns und Brennereibesitzers einst gestanden. Am 11. Dezember 1941 wurde die Herberner Familie nach Riga deportiert, Ernst und Emma Samson starben, die Töchter wanderten nach Amerika aus (siehe Infokasten).

„Die Steine rücken das Schicksal der Menschen ins Bewusstsein, sind Erinnerung und auch Mahnung, dass man wachsam bleiben muss“, sagte Johannes Waldmann, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins. Der hatte die Patenschaft für die vier Stolpersteine aus Messing übernommen, die Künstler Gunter Demnig gestern verlegte.

Die international bekannte Aktion Demnigs wider des Vergessens nahm 1993/94 ihren Anfang und wurde seither in 940 deutschen sowie 1 100 europäischen Städten durchgeführt. In 17 EU-Ländern wurden bis heute 44 000 Stolpersteine mit den eingravierten Namen von Holocaust-Opfern verlegt.

Die Schülerinnen und Schüler der Gruppe Nathan mit Lehrerin Elisabeth Juhl.
Die Schülerinnen und Schüler der Gruppe Nathan mit Lehrerin Elisabeth Juhl.

An der Gedenkfeier zur Verlegung der Stolpersteine direkt an der belebten Kreuzung in Herbern nahmen unter anderem Wilfried Voß, evangelischer Pfarrer i.R., und Monika Berg von der Initiative gegen Rechts teil – und auch viele Jugendliche aus der Gruppe Nathan. Seit elf Jahren engagiert sich diese Gruppe gegen das Vergessen und hat die Pflege des jüdischen Friedhofs in Herbern übernommen.

Die Jungen und Mädchen der Haupt- und Profilschule sangen bei der Gedenksteinverlegung hebräische Lieder wie „Hevenu shalom alejchem“ und „Havah nagila“ und trugen das „Gespräch mit einem Überlebenden“ von Erich Fried vor. Denn, wie Lehrerin Elisabeth Juhl betonte: Die Gruppe halte nicht nur den Friedhof in Ordnung, sie setze sich auch intensiv mit dem Thema Nationalsozialismus und Judenverfolgung auseinander. „Erinnerung ist das Gegenteil von Gleichgültigkeit“, zitierte Juhl den Friedensnobelpreisträger und Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel.

Wilfried Voß hatte eine Mesusa mitgebracht, eine Schriftkapsel aus Metall, die ein Pergament mit den Worten „Schma Jisrael“ (Höre Israel, der Herr ist da) enthielt. Die Mesusa werde in jüdischen Häusern am rechten Türpfosten angebracht, erklärte er und legte diese dicht neben den Stolpersteinen ab. „Durch dieses Gebet ist die Familie Samson ein- und ausgegangen“, sagte Voß und sprach das jüdische Gebet „Kaddisch“.

SPD-Vorsitzender Johannes Waldmann zog in das Gedenken an Opfer der Familie Samson ausdrücklich alle Opfer der NS-Zeit mit ein. Nachdem man im vergangenen Jahr anlässlich des Gedenkens an die Opfer des Pogroms in der Novembernacht 1938 bereits eine provisorische Tafel angebracht habe, folgten nun die Stolpersteine. Damit wolle man das Anonyme aufbrechen, sagte Waldmann und hob das entsprechende Engagement der Gruppe Nathan hervor.

Auch die Steele im Ortskern erinnere an die Judenverfolgung, sagte Johannes Waldmann. Doch man müsse die Dorfgeschichte weiter aufarbeiten, denn man sollte auch andere Gräueltaten der NS-Zeit, wie zum Beispiel den Mord an Behinderten oder die Hinrichtung von Deserteuren, beleuchten. – gh

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